Bis ins Jahr 1413 lässt sich die Geschichte der Liegenschaft zurückverfolgen: Sie bestand aus zwei Hofstätten, und man nannte sie des «Pfaffen Röubli sel. Hus».
Bewohnt war sie vom Domkaplan Johannes Röubli, dem Inhaber der ersten Pfründe am Altar der Hl. Anna, und Grundherr war das Kloster St. Alban. Die Mauern des Hauses beherbergten verschiedenste Besitzer und Mieter, hauptsächlich Handwerker: einen Metzger, eine Dynastie Rebleute, dann Sporer, Nagler und eine Nagelschmiede samt «Esse» (die Feuerstelle des Schmieds), einen Mehlmesser und einen Weissbeck mit «Beckenofen», einen Schäfer (der gleichzeitig Probst zu St. Alban war) und einen Schneider. Auch ein Kunstmaler wohnte in diesem Haus, nämlich Johann Rudolf à Wengen, der in den 1760er Jahren mit dekorativen Supraporten die zahlreichen Neubauten der Stadt Basel schmückte.
Eine Zeitlang war das Haus verpfändet an den Fiscus Battierianum, ein von der Universität zinstragend angelegtes Stipendium für Theologiestudenten, das 1643 von Jacob Battier gestiftet worden war, einem Basler Theologen und Sekretär des Vizekönigs von Irland.
Wilhelm Glaser-Dussing richtete 1790 eine Seilerei ein, und aus dieser Zeit dürfte die Inschrift stammen, die die heute noch die Fassade ziert. Die Liegenschaft wurde dann vom Spenglermeister Johann Heinrich Straumann-Walter erworben, dessen Nachfolger die Werkstätte fortführten.
August Balz Hilt erwarb das Haus in den 1960er Jahren und begann mit dem Umbau. Das Haus wuchs und veränderte sich: Stück um Stück, Raum um Raum.
13 Jahre zog sich der Um- und Ausbau hin, und viele haben Hilt zunächst belächelt ob seiner «idée fixe». Doch dieser Umstand war entscheidend, damit dieses einmalige Haus entstehen konnte: Alle Wohnungen weisen unterschiedliche Grundrisse auf, und jeder Raum hat seine Eigen-Art. Das Haus ist facettenreich, als Ganzes ist es gleichwohl eine «Balz'sche Einheit», trägt unverwechselbar seine Handschrift — wie sein künstlerisches Werk.
Regelmässig besuchte er «brocantes» im In- und Ausland, und Abbruchhäuser zogen ihn magnetisch an: Jedes Geländer, jeder Brunnentrog, jede Türe wurde sorgfältig ausgewählt und zusammengetragen, vieles wurde mehrmals, an verschiedenen Orten eingemauert, bis es am Schluss genau an der Stelle war, die Balz Hilt für richtig und gut empfand.
Dieser intuitiv schöpferische Baumeister ging offenen Auges durch die Welt und liess seine Erfahrung mit der ihm eigenen Per-fektion in dieses Projekt einfliessen: vom Innenhof, den er entstehen liess, über die Terrazzoböden und die unmittelbar auf den nassen Beton verlegten Bodenkacheln, die kleinen balkonartigen Terrazze, die stabile und zugleich dekorative Schichtung der Steine, den genial einfachen Rauchabzug der Cheminées und das Spiel mit dem Wasser in den Brunnen bis hin zum Einbeziehen der Tragbalken – kurz: das Verbinden des Nützlichen mit dem Einfachen und Schönen.
Edith Schweizer-Völker: «Haus zum Seilen» (B wie BASEL, 10/71)
Hans Uli von Erlach: «Wohn-Flirt zwischen Vergangenheit und Gegenwart» (Ideales Heim, 10/87) , «Umbauen mit Intuition und Perfektion» (Ideales Heim, 12/87)
Gustav Adolf Wanner: „Vom «Pfaffenhaus» zur Kunstgalerie» (1995), «Römerkeller in der Dalbe» (BwieBasel, 2/97)
Aufzeichnungen von Balz Hilt
Fotos: Vera Isler, Walter Sütterlin, Christian R. Ragni